Nachts auf Barsch

Es ist eine eiskalte Nacht im Dezember. Eigentlich wollte ich ein paar Fotos vom vereisten Wannsee machen, als ich doch tatsächlich eine kleine Brücke an der Insel Schwanenwerder mit noch nicht vereisten Stellen gefunden habe. Glücklicherweise habe ich noch leichtes Spingerät und zwei Gummifische im Kofferraum. Die Brücke bei Schwanwerder ist im Sommer ein wahrer Hotspot für Barsche, aber jetzt im tiefsten Winter eine echte Herausforderung. Es ist starkes Hochwasser, der Wasserpegel ist so angestiegen, dass meine Stelle komplett überflutet ist. Aber nur die Harten kommen bekanntlich in den Garten – oder auch zum Barsch. Da ich die Stelle das ganze Jahr über beangelt habe, weiß ich genau, wo die Kante verläuft, und mein Spot ist schnell gewählt.

Die Kante vor der überschwemmten Spundwand
Die Kante vor der überschwemmten Spundwand

Eigentlich steht das Wasser hier 50 Zentimeter weniger hoch. Die Stelle weist eine maximale Tiefe von zwei Metern auf, ich mache mir nicht besonders viel Hoffnung, hier bei Minusgraden irgendwas ans Band zu bekommen. Dazu kommt noch, das ich für euch Fotos mache und meine Maglite als Lichtquelle dient. Eigentlich müssten, wenn Fische vorhanden waren, alle längst die Flucht ergriffen haben. Aber gut, runter an die Stelle und ganz vorsichtig dafür sorgen, keine nassen Füße zu bekommen.

Gummifisch als Barsch Magnet
Gummifisch als Barsch Magnet

Die Köderwahl ist heute nicht wirklich schwer, da ich sowieso nur zwei Gummifische dabei habe. Schnell an die feine geflochtene Schnur geknotet und startklar. Leise an die Stelle geschlichen, bekomme ich schnell das Gefühl, dass ich hier niemals einen Fisch an den Haken bekommen werde. Es ist einfach zu flach und zu kalt.

An der Stelle
An der Stelle
Finger in die Schnur
Finger in die Schnur

Ich lasse meinen Köder direkt unter der Rutenspitze zum Grund sinken. Mit meinen Fingern in der Schnur habe ich den direkten Kontakt. Ich spüre jede Unebenheit, die sich am Grund befindet. Nach etwa zwei Minuten drehe ich mich lächelnd zu meinem Mein-Biss-Fotografen um und mir rutschen die Worte „niemals“ über die Lippen, als ich den ersten Ruck in der sensiblen Rute verspüre. Blitzschnell fokussiere ich mein Gerät und setze einen schnellen Anhieb.

Der Anhieb sitzt
Der Anhieb sitzt

Es hat gerappelt! Nicht besonders kampfstark und nicht besonders groß, aber eine besonders große Freude unter den gegebenen Umständen. Ich drille mitten in der Nacht bei eisigen Temperaturen um die 0 Grad Celsius im für die Winterzeit erstaunlich flachen Wasser.

Fluchtversuch des Stachelritters
Fluchtversuch des Stachelritters
Ein Barsch im Scheinwerfer Licht
Ein Barsch im Scheinwerferlicht

Der Fisch ist aufgrund des stark heruntergefahrenen Stoffwechsel im Winter nicht besonders kampstark. Aber am feinen Gerät ist dieser Fang immer noch ein tolles Erlebnis. Bei der Landung mit dem halben Schuh im Wasser und einem mich anfeuernden Kameramann im Hintergrund geht zum Glück nichts schief.

Köder sitzt perfekt
Köder sitzt perfekt
Kein Riese aber entschädigung für klirrende Kälte
Kein Riese, aber Entschädigung für klirrende Kälte

Ich weiß, dass es sich hier nicht um den Fisch des Lebens handelt. Aber auch ein kleiner Räuber kann einen Angler ungeheuer glücklich machen. Bei wirklich schlechten Verhältnissen einen Fisch zu überlisten, macht einen Angler stolz und hungrig auf mehr. Meiner Meinung nach sollte man immer eine Rute und ein paar Köder im Auto haben. Man weiß nie wo man vorbeikommt und was man eventuell verpasst. Spontanität und Ehrgeiz sind wichtige Tugenden für uns Petrijünger. In diesem Sinne wünsche ich allen mein-biss.de-usern ein erfolgreiches Fangjahr 2011!

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