Bunt, Bunter, Bali

Es gibt Flecken auf der Erde, wo es tatsächlich einfach zu schön ist zum Angeln. Dazu gehören zweifelsohne die Inseln Südostasiens zwischen Indischem Ozean und Pazifik, Bali und Lombok zum Beispiel. Es ist, als fische man im einzigartigen Aquarium. Wer dort am anderen Ende der Welt indes sein härtestes Equipment einsetzt, hat beste Aussichten auch auf Game Fish. Wie? Hart angeln? Klar. Man nehme …

… ein Stock mit Seil! Aber der Reihe nach: Ketut sitzt vor mir. Der kleine surrende Yamaha schiebt unseren geräumigen Einbaum mit den riesigen Auslegern von Lovina Beach aufs offene Meer hinaus. Noch scheint die Sonne nicht über diesem spiegelglatten Indischen Ozean, Bali Sea. Und doch ist es so verdammt heiß in der morgendlichen Dunkelheit, wie es in Europa nur an einem Hochsommermittag wird. Auf dem Boden liegen zwei schwere Penn-Hochseeangelruten, 60 bis 80 Pfund, bestückt mit 20er Wobblern, wie man sie nicht von der Größe, aber von der Optik her auch von zuhause kennt. Ein Vermögen hat das Ganze Ketut gekostet. In Bali können sich Einheimische so etwas zum Angeln eigentlich nicht leisten, erzählt er. Es sei denn, sie arbeiten gut, etwa für Touristen. Und als Paradies zum Surfen und Tauchen ist das auf Bali mitunter möglich. Wer indes zu denen gehört, die Urlaub auf Bali machen, können sich Ausrüstung in Denpasar zum Spottpreis besorgen und Tackle mit dem Flieger nach Hause mitnehmen. Wo sonst gibt es schon eine Shimano Outlet Store Abteilung? Erste Adressen, die eigentlich ausreichen, sind etwa die Läden „Istana Pancing“ an der Jl Diponegoro, Nr. 201/Pasar Sangiah Lantai Nr. 3 oder:  „Puri Pancing“ in der Jl. Diponegero Nr. 127. oder: Jl Imam Bonjol Nr. 1, an der Kreuzung zur Jl Hasanudin. Wer allerdings nach Charter/Angeltouren fragt, bekommt wenig hilfreiche Tipps. Besser ist es in jedem Fall, einen Einheimischen für sich zu gewinnen.

Die findet man an der Küste wie Ketut auch in Richtung Inland. Etwa an der Wehranlage vor dem Rückstaubecken Denpsar, hinter dem der Fluss, der dort in den Ozean mündet, durch die Stadt fließt. Das Meer aber sieht man länsgt nicht von dort. Endlose Mangrovenwälder ziehen sich von dort bis zur Küste entlang. Die Topstelle auch für Pala und Rugin. Sie angeln dort am liebsten mit – ganz herkömmlichen Würmern.

Oder man findet eben einen Einheimischen wie Ketut. Er hat mir atemberaubende Fänge schon vorher auf seinem Handy gezeigt, bevor es aufs Meer hinaus ging, Fotos von Riffhaien, Rotbarschen und jeder Menge Makrelen: [nggallery id=154]

Makrelen. Genau die fangen wir an diesem Morgen auch. Eine fette Stachelmakrele. Eine einzige. Mehr nicht. Aber die Kulisse war das wert, auch ohne Fisch.

Am Vortag am Strand der Südseite Balis war die Ausbeute besser. Zu gut, andererseits aber auch zu schade. Denn wer fischt schon gern paradiesische Fische aus einem Aquarium heraus? Der Reihe nach: Bei Ebbe gibt das Meer Riffteile frei. Einheimische schlagen mit kleinen Hämmern Teil für Teil ab auf der Suche nach Würmern. Jedem Taucher würde das Mark in den Knochen kochen. Aber mit eben diesen kleinen Würmern lässt sich alles Mögliche fangen: Doppelsattel-Meerbarbe, Masken-Wimpelfisch, Mondsichel-Falterfisch, Indopazifischer Feldwebel, schwarzer Riffbarsch. Am besten, man nimmt sich einen Reiseführer oder Buch über die Fische Südostasiens
in den Tauchurlaub, Surfurlaub oder eben Angelurlaub mit nach Südostasien. Und selbst dann kann man gewiss nicht alle Fische bestimmen.

Mit Wayan, einem Korallenknacker, der bestimmt 20 Jahre jünger ist, als er aussieht, wurde der Angeltag am Südende der Halbinsel Kuta am Strand von Uluwatu perfekt. Seine Würmer oder auch Shrimps hängte er an eine Texas-Rig-Montage. Trotz tosender Brandung hatte Wayan damit immer Erfolg.

Doch hatte er eine Angelerlaubnis? Fehlanzeige. Von Genehmigungspflicht konnte mir keiner was berichten. Noch irrer: Ein Surfer aus Norwegen, der den Strand entlangkam, sah den Wimpelfisch und flippte völllig aus. Er arbeitet in Oslo in einer Zoohandlung und sagte, dass ein einziger davon bei ihm im Laden 400 Euro kostet. Ähnlich flippte Angar aus, als Ketut und ich wieder Lovina Beach erreichten. Wegen dieser einen Makrele. Dabei hatte der noch mehr auf dem Kasten: Barracudas, Makrelen ohnehin, Thunfische, und zwar gefangen mit nichts weiter als einer dicken, auf einen Holzstab gewickelten Sehne. Ketut nickte, als ich ungläubig guckte. So ungläubig, wie einige Tage zuvor, als zwischen den Inseln von Gili-Islands vor Lombok Meeresschildkröten unter dem Shuttle-Boot hinwegflogen.

Oder auch, wie nur wenige Minuten zuvor, als auf der Rückfahrt Delphine an Ketut und mir vorbeizogen und zum Abschied in der Luft Pirouetten schlugen. As it was written: Es gibt Flecken auf der Erde, wo es tatsächlich einfach zu schön ist zum Angeln. Und man doch einmal lieber nur Taucher wäre.

2 thoughts on “Bunt, Bunter, Bali”

  1. Ich muss auch mal wieder raus aus Deutschland. Wäre ja schon mal wieder etwas ausergewöhnliches zu fangen. Echt schöne Impressionen. LG Dany

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