Aalbestand in Gefahr

Seit mehreren Monaten rückt ein Fisch besonders ins Bewusstsein der Berlin-Brandenburger und auch der Angler weltweit: der Aal.

Aus Sorge um den Aalbestand widmet sich dem Fisch jetzt sogar eine Wanderausstellung. Sie wurde im Auftrag des Landesfischereiverbands Brandenburg  mit wissenschaftlicher Unterstützung des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow erarbeitet. „Aale – Wanderer zwischen den Welten“, so lautet der Titel dieser Ausstellung, die kommenden Donnerstag, 16. Februar, um 10.30 Uhr in der Verwaltung des Brandenburger Landkreises Prignitz in Perleberg, Berliner Straße 49, eröffnet wird. Sie wird bis Ende März dort zu sehen sein und anschließend wieder an anderem Ort die Bevölkerung auf eine besondere Dramatik aufmerksam machen: Denn diese Wanderausstellung, so wird es vom Brandenburger Umweltministerium angekündigt, entstand auf Initiative des Landesfischereiverbandes in Zusammenarbeit mit dem Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow vor dem Hintergrund, dass die Aalbestände in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgingen. Schon im Jahr 2007 wurde der Aal sogar als schutzbedürftige Art in das Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgenommen.

Aus Sicht des Fischereiwesens wächst die  Sorge um den Fortbestand dieser Fischart. Das Institut für Binnenfischerei Potsdam hat im Jahr 2006 mit einem Pilotprojekt zur Unterstützung des Aalbestandes reagiert. So ist mit Hilfe des Landes und der EU für brandenburgische Gewässer im Elbeeinzugsgebiet ein großes Besatzprogramm angelaufen. Parallel dazu laufen wissenschaftliche Untersuchungen zur Lebensweise und zum Abwanderungsverhalten des Aals.

„Er schlängelt sich so durch“

Zur Premiere dieser Ausstellung in Potsdam vorigen Sommer hieß es:  „Er schlängelt sich so durch: Der Aal verbindet die Mark mit der weiten Welt. Auf dem Weg vom Atlantik bis in die brandenburgischen Gewässer begegnen ihm so viele Gefahren und Hindernisse, dass er inzwischen hierzulande der meist umsorgte Edelfisch ist. Denn traditionell gehört der Aal zu den Kassenfüllern der heimischen Fischerei. Dies alles ist Grund genug, dem Aal eine eigene Ausstellung zu widmen.“

Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger sagte: „Der wirtschaftlich bedeutendste Fisch für unsere Fischereibetriebe ist der Aal, von dem jährlich im Land Brandenburg gut 100 Tonnen und damit rund 350 000 Stück gefangen werden. Vor 20 Jahren fingen die Fischer noch mehr als doppelt so viele Aale. Der Ertragseinbruch spiegelt dabei den drastischen Einbruch der Aalbestände in Brandenburg und ganz Europa wieder.“

Dramatischer Rückgang der Aalfamilie

Wie das Ministerium weiterhin betont, betrifft der „Rückgang nicht nur den Europäischen Flussaal, sondern verwandte Arten wie den Amerikanischen oder den Japanischen Aal. Wissenschaftler auf der ganzen Welt forschen intensiv, um die Ursachen für diese Abnahme zu finden. Sicher scheint bis heute nur, dass eine Vielzahl von Faktoren dafür verantwortlich ist. Die Palette reicht von veränderten Temperaturen und Strömungen in den Ozeanen, über die Verbauung der Flüsse, eine drastische Zunahme der europäischen Kormoranpopulation, den massiven Export von Glasaalen nach Asien bis zu eingeschleppten Parasiten, die die Schwimmblasen der Aale schädigen.

Die Rückwärtsentwicklung zeigt sich besonders am dramatischen Einbruch der Zahl junger Glasaale, die, an den Küsten angekommen, in die Flüsse aufsteigen. Brandenburger Wissenschaftler am Institut für Binnenfischerei schätzen, dass vor 100 Jahren jährlich noch rund 20 Millionen Jungaale über die Elbe in deren Einzugsgebiet gelangt sind. Heute sind es nur noch gut eine Million pro Jahr. Dieser Rückgang ist auch deshalb dramatisch, weil heimische Gewässer wie Havel, Dahme oder Spree mit ihren vielen zugehörigen Seen ein idealer und damit wichtiger Lebensraum für Aale sind. Hier wachsen und gedeihen sie, bevor sie mit Eintritt der Geschlechtsreife ihre lange Rückreise zu den Laichgebieten im Atlantik antreten.

Ambitioniertes Schutzprogramm

Um den Aalbestand zu stützen, werden seit Jahren Jungaale in Gewässern ausgesetzt. Brandenburg hat hier die Nase vorn. 2006 wurde auf Initiative der Fischer ein Pilotprojekt ins Leben gerufen. Mit Unterstützung des Landes und der EU sowie der wissenschaftlichen Begleitung durch das Institut für Binnenfischerei ist für die Brandenburger Gewässer im Elbeeinzugsgebiet ein großes Besatzprogramm angelaufen. Fischereibetriebe und der Landesanglerverband haben in den vergangenen fünf Jahren mehr als 15 Millionen Jungaale in geeignete Gewässer im Land Brandenburg gesetzt.“

Staustufen und Kormorane

Seitdem die Fischaufstiegsanlage am Elbewehr in Geesthacht vor wenigen Jahren in Betrieb genommen wurde, ist nicht nur für Meerforellen und Lachse, sondern eben auch für die Aale ein Hindernis wieder passierbar. Neben solchen Staustufen, Wasserkraftanlagen und Anlagen zur Kühlwasserentnahme für Kraftwerke, die extreme Wanderhindernisse und sogar Todesfallen für Aale sind, ist die starke Zunahme der Kormoranpopulation innerhalb der letzten 25 Jahre die mit wohl erheblichste Auswirkung auf den Aalbestand. In Brandenburg wurde mit einem sogenannten „Management der Kormoranbrutbestände“ reagiert.

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