Hechtbisse, Megawelse und die Hochwasserkatastrophe 2013

Diese Angelsaison 2013 hat sich bislang wie keine andere präsentiert. In den Medien stand die Frage im Mittelpunkt, ob Hechte zubeißen und Menschen angreifen, ob sich Welse in Flüssen unkontrolliert vermehren nach dem Superfang eines 2,25 Meter langen Welses in der Spree, und was nun als Umweltkatastrophe folgt nach dem Hochwasser 2013 in Elbe, Saale, Mulde und selbst Havel.

Wie immens die tatsächlichen Folgen des Hochwassers 2013 für die Umwelt sind, darüber wurde bis heute sogar erstaunlich zu wenig berichtet im Vergleich zu den Berichten über materielle Schäden für die betroffenen Menschen von Dresden bis Magdeburg über Fischbeck nach Wittenberge-Breese, von Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt bis Brandenburg. Auch, wie sich die Tierwelt bei Hochwasser verhält, wie die Fische reagieren, was Angler dazu sagen – nebensächlich. Wer in einem Trinkwasserschutzgebiet unberechtigterweise parkt und auch nur einen Tropfen Öl aus seinem Motorraum verliert, der sitzt schon mit einem Bein im Gefängnis. Dass im Zuge des Hochwassers ungezählte Ölheizungen ausliefen und Heizöl direkt in die Flüsse abgegeben wurde, ist eine Gewissheit, die uns scheinbar ohnmächtig werden lässt, darüber laut nachzudenken.

Auch dieses Elbehochwasser 2013 führte zu einem Rückstau in der Unteren Havel und bedrohte in Sachsen-Anhalt die Innenstadt von Havelberg so arg wie nie zuvor.

Wie sehr Nachrichten und Wirklichkeit auseinanderklaffen können, zeigten hinsichtlich der Fischwelt auch die Berichte über den angeblichen Rekordfang eines Welses in der Spree. Der Wels, der in der Brandenburger Spree gefangen wurde, war ein 2,25 Meter langer und 67 Kilo schwerer Fisch. Schon wurde über den Klimawandel gefachsimpelt und das Welse sich unkontrolliert vermehren würden in hiesigen Gewässern und sie eigentlich ja ohnehin nichts in diesen Gefilden verloren hätten. „Angler fischt Riesenwels“, so erreichte es die Öffentlichkeit. Erst nach und nach wurde der Begriff Fischer betont, und dass Wolfgang Richter von der Spreewaldfischerei aus Alt-Schadow in seinen 42 Berufsjahren schon mehr als 700 Welse ins Netz gingen. Nur eben noch nie so ein großer. „Der Fisch muss mit dem Hochwasser in unsere Gegend gekommen sein“, vermutete Richter gegenüber dem Berliner Boulevardblatt BZ. „Mit seinem Fang steht er augenblicklich auf dem Siegertreppchen der Berliner und Brandenburger Fischer und Angler“, hieß es. Angler und Fischer und ein Siegertreppchen? Ein ziemlich schiefer Treppenwitz.

Und das Witzige in diesem gerade mal zur Hälfte vorübergegangenem Jahr fand seinen Höhepunkt nur zwei, drei Tage nach diesem Riesenwels (der in dieser Rekordgröße auch schon so manchen Hund verschlungen haben soll und bestimmt auch Babys zum Fressen gerne hat), und zwar in einem Biss eines Killer-Hechts, der die Bild-Zeitung eine Titelgeschichte auf Seite 1 wert war: Am Rottersee in Nordrhein-Westfalen (der Rotter See ist ein Badesee bei Troisdorf) wurde einer Frau beim Nacktbaden von einem Hecht in die Hand gebissen. Hecht-Angriff beim Fkk-Baden: Wer ein gutes Gedächtnis hat, lächelt nur müde und erinnert sich an noch irrere solcher alljährlichen Geschichten, wie etwa die aus Mecklenburg-Vorpommern vom Frühjahr 2007  auf Spiegel-Online, Katagorie Sport (!) vom Autor Horst Köder (!) Dort heißt es unter anderem: „Dass meist Frauen gebissen werden, hat auch einen einfachen Grund: Fluoreszierend-knallroter Nagellack mit Glitzer sorgt für einen perfekten zusätzlichen Reiz, dem kaum ein Hecht widerstehen kann.“

Na dann: Ran an die Spots und aufgetragen den fetten Manhatten!

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