Killerkarpfen und Problemwelse

Seit Jahren berichten Medien von Killerkarpfen, die in den USA ihr Unwesen treiben. In Deutschland ist jetzt ebenso wieder Fischpanik angesagt – aus Sorge vor „Problemwelsen“, diesmal in Nordrhein-Westfalen.

Amerika ist bekanntlich in allem dem Rest der Welt etwas voraus. Vor zwei Jahren etwa gab es die Nachricht, dass aus Asien importierte Zuchtkarpfen aus ihren Becken flüchteten und sich über die Flusssysteme verbreiten.

Silberkarpfen
Quelle: Wikipedia

Vom ZDF Auslandsjournal bis zum ZDF Blickpunkt erst wieder am vergangenen Wochenende wird wiederholt gezeigt, wie kreuzgefährlich die Tiere sein können. Manchen Angler hätten sie schon verletzt, indem sie ihm an den Kopf gesprungen sein sollen. Bildwirksam springen die schreckhaften asiatischen Riesenkarpfen – eigentlich Silberkarpfen – besonders gerne aus dem Wasser, wenn zusätzlich das Wasser unter Strom gesetzt wird. Die 40-Kilo-Geschosse fliegen im Hintergrund aus dem Fluss, auf dem der Elektrofischer in seinem Boot solche Sagen weitergibt, in denen besonders das schöne Wort Kieferbruch beim Zuschauer in Erinnerung bleibt, und auch, dass die Karpfen sich unkontrolliert vermehren, die Flüsse und Seen leerfressen und alles andere Getier verdrängen. Nachdem konzertiertes Elektrofischen nichts half, rückt jetzt das US-Militär an: Es werden elektronische Passagen errichtet, die die Fische zum Umkehren zwingen sollen. Wer weiterschwimmt, stirbt. Die Karpfen zu essen, fällt einem karpfenfeindlichen Amerikaner nicht ein.

„Ursprünglich gehört der Wels nicht in Sieg, Agger oder Bröl“

Was das ZDF aus den Staaten zu berichten weiß, kann die heimische Presse schon lange. Dieses Mal ist es aber kein Problembär, sondern es sind eben gleich mehrere Problemwelse, um die es geht. Nachdem vor Jahren in Berlin Hunde, Tauben und Enten – aber noch kein Kleinkind – fressende Welse im Schlachtensee berühmt wurden, nahm sich in diesen Tagen der Kölner Stadtanzeiger einer Sorge an, die im Rhein-Sieg-Gebiet den Angelvereinen vor allem an der Sieg zu schaffen macht: „Der Bestand des Fisches hat sich im Rhein-Sieg-Kreis in den letzten Jahren explosionsartig vermehrt. Grund dafür sind die in den letzten Jahren durch den Klimawandel veränderten Lebensbedingungen. Die damit verbundene Erwärmung begünstigt den Fortpflanzungstrieb des wärmeliebenden Fisches. Und das blieb nicht ohne Folgen“, heißt es. Und zur Begründung: „Die Sippschaft dieses urigen Raubfisches erlebte im Jahrhundertsommer 2003 eine Sternstunde, weil die Bedingungen für eine stürmische Fischhochzeit nicht besser hätten sein können. Gleichbleibend hohe Wassertemperaturen über eine längere Zeit ließen die Geburtenrate des Fisches in ungeahnte Höhen schießen, wie es Thomas Heilbronner, Geschäftsführer der Siegfischereigenossenschaft, im Gespräch mit dem Rhein-Sieg-Anzeiger bestätigte. Ursprünglich gehört der Wels nicht in Sieg, Agger oder Bröl. Durch den Klimawandel und die damit verbundene Erhöhung der Wasserdurchschnittstemperatur, fühlt sich der Wels aber inzwischen auch hier wohl und unternimmt alles, um sich mit seinen Nachkommen dauerhaft fest zusetzen. Damit seine Verbreitung nicht weiter zügellos um sich greift, sah man sich seitens des Gesetzgebers im Düsseldorfer Umweltministerium gezwungen, aktiv zu werden.“

ein Wels
Quelle: Wikipedia

Hierzulande rückt jedoch nicht die Bundeswehr an. Es genügte zunächst, die Landesfischereiverordnung so zu ändern, dass weder Schonmaß noch Schonzeit beachtet werden müssen. Damit die Fische also nicht ins Maßlose wachsen.

Am Ende aber erinnert auch der Zeitungsbericht noch mal an altbekannte Horrorgeschichten: 2001 hatte „Kuno, der Killerwels“ Mönchengladbach in Angst und Schrecken versetzt. „Angeblich sollte dieser 1,50 Meter lange Gierschlund einen ganzen Dackel verspeist und damit ins Jenseits befördert haben.“ Wenngleich der Dackel nicht verspeist, sondern später tot gefunden wurde, wie es weiter heißt. Was den einen trotzdem verschreckt, lockt den anderen  zum Ansitz. Laut dem Rhein-Sieg-Anzeiger fahren Welsangler sonst nur „für teures Geld an den Po nach Norditalien oder die Ebro-Stauseen in Spanien, beides ausgewiesene Groß-Welsreviere, um hier den Fisch ihres Lebens zu fangen. An der Sieg kann man das billiger haben“.

PS: Und dass Waller beispielsweise auch an der Spree noch immer jede Menge Freude bereitetet, ist – wie es der Zufall wollte – im vergangenen Mein-Biss Video der Woche zu sehen.

Schreibe einen Kommentar